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Der Einfluss der Videogeschwindigkeit auf die Beurteilung sportlicher Handlungen

Schütz, Lisa-Marie

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PDF, German
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Abstract

Der Einsatz von Videotechnik ist im Sport weit verbreitet. Das übergeordnete Ziel ist es, den Sport fairer zu machen und genauere Entscheidungen treffen zu können. Hierfür werden Szenen in Zeitlupe betrachtet, da nach allgemeiner Auffassung die Prüfung eines Vorfalls in Zeitlupe mehr Informationen zeigt, wodurch sich die Genauigkeit und damit die Qualität des Urteils erhöht. Bisherige Studien deuten darauf hin, dass das Verwenden von Zeitlupenvideos dazu führen kann, dass Tacklings von Spielern der National Football League als absichtlicher wahrgenommen (Caruso et al., 2016) oder Fouls im Fußball härter bestraft (Spitz et al., 2018) werden. Caruso et al. (2016) nahmen an, dass das Verwenden von Zeitlupenvideos die Zeitwahrnehmung verzerrt, die Dynamik einer Situation verändert und zu einer gesteigerten Intentionsattribution führt. In dieser Dissertation wird diese Annahme systematisch und experimentell untersucht, indem in einem ersten Schritt Zeiturteile in Zeitlupenvideos mit der objektiven gemessenen Zeit verglichen werden, um die postulierte Zeitverzerrung zu überprüfen. In drei Studien (N1 = 103; N2 = 100; N3 = 106) wurde untersucht, ob Videogeschwindigkeit die subjektiv eingeschätzte Dauer sportlicher Handlungen verändern kann (Manuskript 1). Die Ergebnisse zeigten, dass die Dauer einer sportlichen Handlung exakter eingeschätzt wurde, wenn sie in Echtzeit, verglichen mit in Zeitlupe gezeigt wurde. Manuskript 1 untersuchte die Zeiturteile in Ruhe, ohne körperliche Belastung. Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter auf dem Spielfeld sind jedoch körperlich aktiv. Daher wurde, im Sinne der ökologischen Validität, in einer weiteren Studie (Manuskript 2) der Einfluss von körperlicher Belastung auf Zeiturteile untersucht (N = 86). Die Ergebnisse aus Manuskript 1 wurden repliziert. Die Dauer der sportlichen Handlung wurde in Zeitlupe länger und weniger exakt eingeschätzt. Es konnte jedoch kein genereller Effekt der körperlichen Belastung auf Zeiturteile gefunden werden. Versuchspersonen, die die körperliche Belastung als schwer wahrnahmen, schätzten die Zeit signifikant kürzer und exakter als Versuchspersonen, die die körperliche Belastung als moderater wahrnahmen. Die Ergebnisse aus Manuskript 1 und 2 zeigten, dass das Verwenden von Zeitlupenvideos dazu führt, dass die Dauer einer Handlung überschätzt wird. In einem weiteren Schritt wurde der postulierte Zusammenhang von Zeitschätzung und Intentionsattribution geprüft. In vier Studien (Manuskript 3) wurde untersucht, ob die verlängerte Zeitschätzung dazu führt, dass Handlungen als intentionaler beurteilt werden. Versuchspersonen (N1 = 98, N2 = 81, N3 = 105, N4 = 63) sahen Videomaterial in unterschiedlichen Videogeschwindigkeiten in denen unsystematische und irrelevante Hinweisreize eliminiert (Studie 1) und theoretisch relevante Hinweisreize (Zuschauende in Studie 2, Zuschauerlärm in Studie 3) systematisch integriert wurden. In Studie 4 sahen die Versuchspersonen das Videomaterial unter körperlicher Belastung. Die Ergebnisse zeigten Haupteffekte der Videogeschwindigkeit auf die Zeitschätzung, sowie auf die Intentionsattribution (Studie 2-4). Mit abnehmender Videogeschwindigkeit wurden die Handlungen als länger geschätzt und als intentionaler beurteilt. Die experimentellen Untersuchungen zeigen, dass das Verwenden von Zeitlupe bei Sportentscheidungen nicht unter allen Umständen sinnvoll ist – vor allem nicht, wenn die geschätzte Dauer einer Handlung als Grundlage für eine akkurate Situationseinschätzung und daraus resultierende Entscheidungen dient. Die Ergebnisse der durchgeführten Studien haben sich mit den kognitiven Prozessen wie der Wahrnehmung von Zeit und Intention, sowie deren Auswirkung auf das menschliche Urteilen und Entscheiden auseinandergesetzt. Die gefundenen Ergebnisse sollten in der Praxis berücksichtigt werden, um Wahrnehmungsverzerrungen zu vermeiden und so den Einsatz von Videomaterial im Sport weiter zu optimieren – um den Sport schlussendlich fairer zu machen.

Document type: Dissertation
Supervisor: Plessner, Prof. Dr. Henning
Place of Publication: Heidelberg
Date of thesis defense: 16 January 2023
Date Deposited: 10 Mar 2023 08:15
Date: 2023
Faculties / Institutes: The Faculty of Behavioural and Cultural Studies > Institut für Sport und Sportwissenschaft
DDC-classification: 150 Psychology
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