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Abstract
In Europa und Vorderasien ist im 5. Jt. und 4. Jt. v. Chr. eine erweiterte extraktive Polymetallurgie fassbar, die auf Basis einer weitgehend schlackenlosen Verhüttung steht. Dabei können unter Ausnutzung von Schmelzpunktunterschieden und unterschiedlicher, sich überlagernder Prozesse Metalle erzeugt werden. Häufig entstehen dabei als Produkte Tropfen. Diese prills stellen ein ideales Gussgranulat dar und erlauben eine Legierungskontrolle. Um die Technologie zu charakterisieren, wird sie in dieser Arbeit als chalkolithische Verhüttung bzw. Legierungserzeugung bezeichnet. Gegenübergestellt wird ihr das schlackenbildende Schachtofenverfahren, das Metall und Schlacke nach Dichteunterschieden in flüssiger Form trennt. Es ergeben sich Verdachtsmomente darauf, dass die chalkolithische Legierungserzeugung eine bewusste Auswahl von Erz und Verhüttungstechniken umfasst, die auch noch in späteren Zeiten genutzt wurde. Damit kann eine ganze Reihe auch (teil-)sulfidischer Erze bewältigt werden. Da es dabei prinzipiell möglich ist, verschiedene Metallsorten in einem Verhüttungsgang zu erzeugen, werden gleichzeitig verbreitete Metalle gemeinsam betrachtet. Insgesamt zeigen sich Überschneidungen von Kupfer- und Silbermetallurgie. So können bei der Verhüttung mancher polymetallischer Erze auftretende Sulfidphasen und Blei auch (Edel-) Metalle sammeln. Die Kupellation, die direkt spätestens ab dem frühen 4. Jt. v. Chr. nachzuweisen ist, kann dann zur Gewinnung etwa von Silber genutzt werden. Die Verbreitung von Metall(-sorten) und Wissen als Technologie in Kommunikationsräumen und -netzwerken war eingebettet in einen weiteren Ideen- und Kulturaustausch. Ablesbar ist dies auch an der Verbreitung verschiedener kultureller Ausdrucksformen und der Materialverwendung: Darunter sind Keramiktraditionen, Jadeitnutzung, Bestattungssitten, Deponierungen und Symbolformen. Unter den Metallformen sind etwa Äxte und Beile früh weit verbreitet. Dabei zeigt sich, dass Ideen und Wissen um die Metallurgie bereits früh weiträumig, prinzipiell auch in scheinbar metallurgiefreien Räumen, verfügbar waren. Die Interpretation der Metallurgie unterliegt dabei allerdings häufig evolutionistischen Sichtweisen und ist abhängig von quellenkritischen Überlegungen und der Datierung. Dabei werden Metallzusammensetzungen, kulturelle Horizonte und Kulturzuweisungen in wechselseitiger Abhängigkeit zur Datierung herangezogen. Dies ist zu hinterfragen, denn die früheste extraktive Metallurgie stellt sich vielgestaltiger dar, als lange Zeit für möglich gehalten wurde.
Document type: | Dissertation |
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Supervisor: | Maran, Prof. Dr. Joseph |
Place of Publication: | Heidelberg |
Date of thesis defense: | 11 July 2014 |
Date Deposited: | 08 Feb 2024 07:42 |
Date: | 2024 |
Faculties / Institutes: | Philosophische Fakultät > Institut für Ur. -u. Frühgeschichte und Vorderasiast. Archäologie |
DDC-classification: | 930 History of ancient world |
Controlled Keywords: | Chalkolithikum, Silber, Metallurgie, Kupfer, Kupfergewinnung, Legierung, Vor- und Frühgeschichte, Archäologie, Verhüttung, Schlacke, Erz |