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Abstract
Ziel dieser Arbeit war es, die Patientenaktivierung und das Selbstmanagement älterer Patient*innen mit Multimorbidität zu analysieren. Hierfür wurden im Rahmen einer Querschnittsstudie verschiedene Faktoren, welche im Zusammenhang mit der Patientenaktivierung stehen können, betrachtet. Dies waren einerseits psychosoziale Einflussfaktoren, präzisiert: Behandlungslast, soziale Unterstützung, Teilhabeeinschränkung, Schmerzerfassung, Depression, Hausarztbindung, Lebensqualität; und andererseits Faktoren aus dem Bereich der Patientenerfahrungen im hausärztlichen Setting, präzisiert: Präferenzen in der Behandlung, Behandlungsziele, Einbezug in die Behandlung, Angebot von Patientenschulungen, Angebot von Selbsthilfegruppen, Angebot eines Selbstmanagement-plans, Überprüfung des Medikationsplans, Informationen zu den Medikamenten sowie Diskussion über die Behandlungslast. Des Weiteren wurden im Rahmen einer qualitativen Studie Herausforderungen im Bereich des Selbstmanagements und der Selbstmanagement Unterstützung sowie weitere Unterstützungsbedarfe bezüglich des Selbstmanagements beleuchtet. Darüber hinaus wurden Effekte auf die Patientenaktivierung und die Lebensqualität einer Selbstmanagement-App sowie deren Nutzung, Implementierung und Auswirkungen untersucht. Die Untersuchung von 346 älteren Patient*innen mit Multimorbidität zeigte in der ersten Analyse ein höheres Mas an Patientenaktivierung bei Patient*innen, die eine größere soziale Unterstützung wahrnehmen und die, die ihren Hausarzt/ ihre Hausärztin eher als Koordinator*in wahrnehmen und nutzen. Signifikant niedrigere Aktivierungswerte zeigten die Patient*innen, die eine stärkere Behandlungslast empfinden und die, die eine geringere Einschränkung der Partizipation wahrnehmen sowie altere Patient*innen. In einer zweiten Analyse wurde ein höheres Mas an Patientenaktivierung bei denjenigen Patient*innen, die sich im gewünschten Ausmaß in ihre Versorgung einbringen konnten und bei denjenigen, die einen Selbstmanagementplan hatten, dargestellt. Bei Patient*innen mit Medikationsplanen war die Aktivierung geringer. Vier von sieben psychosozialen Faktoren und drei von zehn Bereichen der Patientenerfahrung zeigten einen Zusammenhang mit der Patientenaktivierung. Die Assoziationen der Patientenaktivierung mit der Behandlungslast, der Partizipatizionseinschränkung, der sozialen Unterstützung, der Hausarztbindung starken und erweitern die bisherigen Erkenntnisse von psychosozialen Faktoren im Zusammenhang mit der Patientenaktivierung. Die Assoziationen der Patientenaktivierung mit der Beteiligung an der Versorgung, den Selbstmanagementplanen und den Medikationsplanen sind ein erster Schritt, der weitere Klärung, Prüfung und qualitative Erforschung im Bereich der Patientenerfahrung und der Patientenaktivierung bedarf. Im Rahmen der Interviewstudie sahen Patient*innen und Arzt*innen die größten Herausforderungen, bezogen auf die Selbstmanagement Unterstützung, in der Einsamkeit, der Änderung von Gewohnheiten oder der Bewältigung der Krankheiten. Die Patient*innen wünschten sich weitere Unterstützung von ihren Hausarzt*innen, während die Arzt*innen den Bedarf an Ressourcen in der Gemeinde angaben. Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Selbstmanagement der Krankheit können durch die Nutzung von sozialer Unterstützung und Gemeinschaftsinitiativen sowie durch die Schaffung einer Verbindung dieser zur hausärztlichen Versorgung angegangen werden. Die Untersuchung der Effekte und Faktoren einer Selbstmanagement-App ist eine der ersten Studien zu einer mHealth-Intervention für chronisch kranke Patient*innen im hausärztlichen Setting in Deutschland. Aufgrund der geringen Stichprobengröße konnten Effekte auf die Patientenaktivierung und Lebensqualität nicht nachgewiesen werden. Zum jetzigen Zeitpunkt kann die Anwendung nur für wenige Patient*innen der Zielgruppe ein Unterstützungssystem sein. Insgesamt wurden die Anwendung und das gesamte Projekt von den Teilnehmenden als sehr gut und wichtig bewertet. Dennoch waren sich die Befragten einig, dass die Anwendung erst in fünf oder zehn Jahren gut angenommen werden würde, da die Patient*innen, die die Versorgung benötigen, heute noch eine generelle Ablehnung gegenüber der Digitalisierung verspüren wurden. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen einen Weg auf, die patientenzentrierte Versorgung unter Stärkung der Patientenaktivierung und des Selbstmanagements weiterzuentwickeln. Beispielsweise können Patient*innen mehr in ihre Behandlung einbezogen werden, um die Patientenaktivierung zu erhöhen. Emotionale Selbstmanagement Unterstützung sowie der Einbezug von Gemeinderessourcen und die Nutzung technischer Ressourcen kann die patientenzentrierte Versorgung optimieren. Zur Untersuchung und Bestätigung dieser Hinweise bedarf es allerdings weiterer Forschungsarbeiten.
Document type: | Dissertation |
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Supervisor: | Wensing, Prof. Dr. Michel |
Place of Publication: | Heidelberg |
Date of thesis defense: | 9 November 2023 |
Date Deposited: | 03 Jun 2024 08:36 |
Date: | 2024 |
Faculties / Institutes: | Medizinische Fakultät Heidelberg > Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung |
DDC-classification: | 610 Medical sciences Medicine |
Controlled Keywords: | Multimorbidität, Selbstmanagement, Hohes Alter |
Uncontrolled Keywords: | Patientenaktivierung, Versorgungsforschung |