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Zur Validität und den Auswirkungen einer Alterssimulation - eine sportwissenschaftliche und psychologische Analyse

Gerhardy, Thomas Henrik

English Title: On the validity and effects of an age simulation suit - a sports science and psychological analysis

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Abstract

Der wachsende Anteil an älteren Personen in unserer Bevölkerung stellt nicht nur das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen, sondern fordert auch von der Gesell-schaft ein breites Verständnis für ältere Personen. Es ist ein Anliegen der Sportwissenschaft und Psychologie die mit zunehmendem Alter einhergehenden Veränderungen besser zu verstehen, um geeignete Präventionsmaßnahmen zu entwickeln. Dabei spielen auch die weiterhin häufig vorherrschenden negativen Altersbilder in den Medien und der Bevölke-rung eine prägende Rolle und sollten im Sinne dieses globalen Wandels verbessert werden. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich hierbei Alterssimulationsanzüge etab-liert, welche ein Bewusstsein für körperliche Herausforderungen, wie beispielsweise eine schlechtere Beweglichkeit, geringere Kraftleistung, eingeschränktes Hörvermögen und ver-minderte Sehkraft, nachahmen. Die aktuelle Studienlage stellt hierbei Alterssimulationsan-züge als vielversprechendes Instrument dar, um die Einstellung gegenüber älteren Men-schen zu verbessern und die Empathiefähigkeit zu erhöhen. Es fehlen jedoch Validierungs-studien, welche überprüfen, ob eine realistische Wirksamkeit und Vergleichbarkeit mit al-tersassoziierten Abnahmen erreicht werden kann. Eine grundlegende Untersuchung, welche biomechanische Parameter betrachtet, fehlt gänzlich. Zudem beschränken sich die bisheri-gen Studien auf die general views on aging (z.B. Einstellung und Empathie) und vernachläs-sigen die Auswirkungen einer Alterssimulation auf die personal views on aging und damit den Einfluss der Interventionen auf die persönliche Sichtweise des Älterwerdens. Um die Potentiale und Grenzen einer derartigen Alterssimulation zu erarbeiten, widmet sich diese Arbeit der systematischen Überprüfung der aktuellen Studienlage (Manuskript I) und unter-sucht in Manuskript II und III die realistische Wirksamkeit der Anzüge hinsichtlich körperli-cher Auswirkungen sowie in Manuskript IV und V die psychologischen Auswirkungen im Be-sonderen auf die personal views on aging. Manuskript I ist eine systematische Überblicksarbeit zur Forschungslage der Alters-simulation, welche die Auswirkungen von Alterssimulationsanzügen auf der psychologi-schen und körperlichen Ebene untersuchte. Hierbei konnte in 26 Studien festgestellt wer-den, dass bisher nur wenige Studien die Auswirkungen auf die körperliche Leistungsfähigkeit untersuchten (n=6) und die übrigen zwanzig Studien sich ausschließlich den general views on aging widmeten. Die Ergebnisse zeigten positive Auswirkungen für Empathie (Cohens‘ dgewichtet = 0,54) und Einstellung (Cohens‘ dgewichtet = 0,33) gegenüber älteren Personen, sind jedoch aufgrund einer starken Heterogenität der Qualität mit Vorsicht zu interpretieren. Manuskript II erfasste in einem within-subjects design die Effekte eines Alterssimula-tionsanzuges auf geriatrische Assessments bei jungen Erwachsenen (N=15) und Personen im mittleren Alter (N=46). Es zeigte sich in beiden Gruppen eine reduzierte Leistung, allerdings variierte das Ausmaß zwischen den Assessments und der Altersgruppen und komplexere Aufgaben zeigten stärkere Effekte. Jedoch wurden keine Einschränkungen erreicht, welche eine Vergleichbarkeit mit Personen von 80 Jahren und älter zulässt. Manuskript III verfolgte eine detaillierte Überprüfung der Auswirkungen eines Alters-simulationsanzuges bei jungen Erwachsenen (N=15) und Personen im mittleren Alter (N=15) mit Hilfe eines 3D-Bewegungsanalysesystems. Auch hier konnten Unterschiede beim Tragen des Anzuges festgestellt werden, wobei die kinematischen Parameter nur geringe Änderun-gen zeigten. In dieser Arbeit ebenfalls durchgeführte koordinativ anspruchsvollere Aufgaben (dual-task und „walk, look and carry“) zeigten stärkere Effekte. Der Anzug führte somit zu einer eingeschränkten Gehfähigkeit, sowohl bei Jüngeren als auch Personen im mittleren Alter. Jedoch wurden auch hier in Summe keine Einschränkungen festgestellt, welche einen Vergleich mit Personen im vierten Alter zulässt. Manuskript IV und V befassten sich mit den psychologischen Auswirkungen einer Al-terssimulation. Manuskript IV untersuchte die Fragestellung, ob die Erfahrungen mit einem Alterssimulationsanzug einen Einfluss auf die general, sowie personal views on aging bei Personen im mittleren Alter besitzen (N=40). Es zeigte sich, dass die negativen Erwartungen an das Alter sich nach dem Tragen des Anzuges erhöhten. Diese neuen und wichtigen Er-kenntnisse verdeutlichen, dass eine adäquate Begleitung einer solchen Simulation notwen-dig ist. Manuskript V umfasste zwei Teilstudien. In Studie eins wurden Studienteilnehmer (N=165) gebeten, ihr Erleben nach dem Tragen eines Anzuges schriftlich zu schildern. In Stu-die zwei wurden spontane Assoziationen von jüngeren Erwachsenen (N=22) und Personen im mittleren Alter (N=41) nach einer Alterssimulation aufgezeichnet und anschließend transkribiert. Beide Studien wurden qualitativ ausgewertet. Auch hier zeigten sich negative Effekte nach der Intervention und dass Personen im mittleren Alter häufiger die Situation mit ihrem zukünftigen Ich verglichen. Nach den Erkenntnissen des Autors wurden in dieser Arbeit erstmalig die Auswirkun-gen einer Alterssimulation gezielt bei Personen im mittleren Alter untersucht. Darüber hin-aus wurden sowohl die Auswirkungen auf biomechanische Parameter erstmals erfasst, so-wie die Effekte auf die personal views on aging untersucht. Dies ermöglicht es, die Alterssi-mulation neu zu überdenken, die Potentiale auszuschöpfen und sie möglicherweise als Prä-ventionsmaßnahmen zu nutzen, um z.B. gesundheitsbezogenen Verhaltensveränderungen zu unterstützen. Die Ergebnisse zeigen jedoch auch deutlich die Grenzen auf und unterstrei-chen die Notwendigkeit einer Begleitung einer Alterssimulation durch Expert:innen.

Translation of abstract (English)

The growing proportion of older adults in our population not only poses major chal-lenges to the health care system, but also requires society to have a broad understanding of older adults. Sport science and psychology aim to better comprehend the changes that come along with aging to develop preventive measures. Negative stereotypes of aging that persist in the media and society continue to play a formative role and should be improved in the light of the global transformation. In recent decades, age simulation suits have been established to mimic awareness of physical challenges, such as reduced mobility, decreased strength, impaired hearing, and diminished visual acuity. Previous studies postulated age simulation suits to be a highly promising tool for improving attitudes towards older individuals and enhancing empathy. However, there is a lack of validation studies and there is only little evidence of a realistic simulation of typical aging processes. A fundamental investigation considering biomechani-cal parameters is currently absent. Moreover, existing research has largely focused on gen-eral views on aging (e.g., attitudes and empathy) while neglecting the effects of aging simu-lation on personal views on aging and how these interventions influence the individual's perspective on aging. To explore the potentials and limitations of such aging simulations, this work systematically reviews the current research (manuscript I) and examines the realis-tic effect of aging suits on both physical (manuscript II and III) and psychological aspects (manuscript IV and V), with a specific focus on personal views on aging. Manuscript I represents a systematic review of aging simulation research, investigat-ing the psychological and physical effects of age simulation suits. Among the 26 included studies only six have explored the effects on physical performance, while the remaining twenty studies have concentrated exclusively on general views on aging. The results indicate positive effects on empathy (Cohen's dweighted = 0.54) and attitudes (Cohen's dweighted = 0.33) towards older individuals, although due to the strong heterogeneity in the quality of includ-ed studies, conclusions should be drawn with care. In Manuscript II a within-subjects design was conducted to assess the effects of an age simulation suit on geriatric assessments in both young (N=15) and middle-aged adults (N=46). Both groups indicated reduced performance, with the extent of reductions varying between assessments and age groups. More complex tasks resulted in stronger effects. However, the study still did not reached values that would allow for comparison with adults aged 80 years and older. A detailed examination of the effects of an age simulation suit in young (N=15) and middle-aged individuals (N=15) was conducted in Manuscript III, using a 3D-motion-capturing-system. Differences were observed while wearing the age simulation suit, alt-hough kinematic results showed just minimal changes. The study also involved more de-manding tasks (cognitive: dual-task and coordination: "walk, look and carry"), which re-vealed greater effects. The suit thus led to reduced mobility in both younger and middle-aged individuals. However, no decreases were found that would allow a comparison with adults in their fourth age. Manuscript IV and V focused on the psychological effects of age simulation suits. Manuscript IV explored whether experiences with an age simulation suit affected general and personal views on aging in middle-aged individuals (N=40). It revealed that wearing the age simulation suit increased negative expectations of aging and as well as an increased risk perception related to age-related impairments. These new and crucial findings emphasise the need for expertise when using an age simulation suit. Manuscript V encompassed two sub-studies. In the first study, participants (N=165) were asked to write down their experiences after wearing an age simulation suit. In the sec-ond study, spontaneous associations were recorded from young (N=22) and middle-aged adults (N=41) following an aging simulation and were subsequently transcribed. Both stud-ies were analysed qualitatively. Negative effects following the intervention were evident in both studies and particularly middle-aged adults related the interventions to their potential future me. Based on the author's findings, this work represents the pioneering effort to deliber-ately investigate the effects of an age simulation suit specifically on individuals in middle age. Furthermore, the effects on biomechanical parameters as well as the impact on person-al views on aging were investigated for the first time. The findings provide the opportunity to reconsider the use of age simulation suits, to exploit its potential to serve as a preventive measure and support health-related behavioural changes. However, it also demonstrates the limitations inherent in aging simulation and highlight the compelling necessity for ex-pert guidance throughout such interventions.

Document type: Dissertation
Supervisor: Steib, Prof. Dr. Simon
Place of Publication: Heidelberg
Date of thesis defense: 26 March 2024
Date Deposited: 22 Jul 2024 07:00
Date: 2024
Faculties / Institutes: The Faculty of Behavioural and Cultural Studies > Institut für Sport und Sportwissenschaft
DDC-classification: 150 Psychology
796 Athletic and outdoor sports and games
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