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Abstract
Einleitung: Die allogene Stammzelltransplantation stellt eine potentiell kurative Therapie maligner hämatologischer Erkrankungen dar. Sie bedeutet zugleich aber für viele dieser Patientinnen und Patienten und deren Angehörige eine nicht zu unterschätzende physische, psychische und soziale Belastung. Im Sinne eines auf Ganzheitlichkeit ausgerichteten Therapiekonzeptes wurde am Bereich für Stammzelltransplantation der III. Medizinischen Klinik des Universitätsklinikums Mannheim Ende 2013 eine moderierte Gesprächsgruppe für allogen Transplantierte und deren Angehörige etabliert. Da zuvor nur wenige Veröffentlichungen zu diesem Thema existierten, sollte das Mannheimer Angebot zugleich wissenschaftlich untersucht werden. Studienendpunkte waren Teilnahmeverhalten und Inhalte der Gruppengespräche. Ziel war es auch, hierdurch Hinweise auf die Themen zu erhalten, die die Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen bewegten.
Methoden: Das Angebot fand zunächst 14-tägig, dann monatlich statt. Der Moderator dokumentierte die Anwesenheit und erstellte Gedächtnisprotokolle der Gruppengespräche. Untersucht wurden Gruppenzusammensetzung, Teilnehmerzahl, Teilnahmehäufigkeit, -dauer und -frequenz. Eine Befragung ermittelte Gründe für Nichtteilnahme. Die Entwicklung eines Kategoriensystems und der anschließende Codiervorgang dienten dazu, die Gesprächsthemen qualitativ und quantitativ zu beschreiben, zu messen und Entwicklungen aufzuzeigen.
Ergebnisse: 33 Personen nahmen teil, darunter 23 Patientinnen und Patienten. Die Teilnahmerate betrug durchschnittlich 6,3 %. Im Gegensatz zu einer erkrankungsspezifischen Geschlechterverteilung bei der Patientengruppe überwogen bei den Angehörigen Frauen. Im Durchschnitt wurden die Sitzungen von 5 Personen besucht. Gut die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchte das Angebot mehrfach und nahm im Mittel an 13 Terminen teil, wobei die durchschnittliche Teilnahmedauer 19 Monate betrug. Bei allen teilnehmenden Personen fiel im zeitlichen Verlauf ein Rückgang der Teilnahmefrequenz auf. Als Gründe für Nichtteilnahme konnte vor allem der mit dem Besuch verbundene Aufwand identifiziert werden. Das zur Untersuchung der Gespräche entwickelte Kategoriensystem hatte 4 Kategoriengruppen, 25 Kategorien und 18 Unterkategorien. Die Codierung ergab etwa ein Drittel medizinische Themen; hier waren Äußerungen zu Arztbesuchen und Befunden (9%) und zu Transplantation (7%) am häufigsten. Etwa ein Sechstel der Beiträge machte das Themenfeld Befinden aus, wobei „Körperliches und seelisches Befinden“ (13 %) die am meisten codierte Kategorie überhaupt darstellte. Jeweils wiederum etwa ein Sechstel der Beiträge bezog sich auf bestimmte Personen oder das private Umfeld. Ein weiteres Sechstel entfiel schließlich auf die übrigen Kategorien. Intimere Themen wie Sexualität, Religiöses, Ängste oder Tod und Sterben waren unterrepräsentiert. 78 % der Aussagen hatten einen Bezug zu der sprechenden Person. Bei Erstbesucherinnen und -besuchern kamen sachliche Themen häufiger, intimere Themen weniger häufig vor als bei anderen.
Diskussion: Das Konzept der moderierten Gesprächsgruppe stellte stammzelltransplantierten Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen einen Ort zum gemeinsamen Austausch zur Verfügung und gab die Möglichkeit, Teilnahmeverhalten und Gesprächsinhalte wissenschaftlich zu erforschen. Bei allen Personen fiel eine stetig abnehmende Teilnahmefrequenz auf, die am ehesten auf den fortschreitenden Genesungsprozess zurückzuführen war. Die krankheitsspezifische Belastungssituation spielte die Hauptrolle für Nichtteilnahme. Bei der inhaltsanalytischen Untersuchung der Gespräche fielen neben einer situationsbedingt erwarteten Dominanz von medizinischen Themen eine große Zahl von Aussagen zu Befinden, privatem Umfeld und Familie als Hinweis auf eine offene Gesprächssituation auf. Erstbesucherinnen und -besucher äußerten sich stärker zu objektiv-sachlichen Themen und stellten vermehrt Fragen, was auf stärkere Zurückhaltung und höheren Informationsbedarf schließen lässt. Die vorliegende Studie ergänzte bestehende Forschungsergebnisse und bot darüber hinaus neue Erkenntnisse über krankheitsbezogene Gesprächsgruppen insgesamt.
Document type: | Dissertation |
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Supervisor: | Klein, PD Dr. med. Stefan |
Place of Publication: | Heidelberg |
Date of thesis defense: | 21 August 2024 |
Date Deposited: | 21 Nov 2024 09:38 |
Date: | 2024 |
Faculties / Institutes: | Medizinische Fakultät Mannheim > Medizinische Klinik - Lehrstuhl für Innere Medizin III |
DDC-classification: | 610 Medical sciences Medicine |