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Was sind soziale Innovationen und wie lassen sich ihre Impacts messen? Konzeptionelle Grundlagen für innovationsfeldspezifische Wirkmodelle

Zielinski, Filip ; Mildenberger, Georg ; Rabadjieva, Maria ; Sauerbier, Elisa ; Terstriep, Judith ; Wruk, Dominika

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Download (4MB) | Lizenz: Creative Commons LizenzvertragWas sind soziale Innovationen und wie lassen sich ihre Impacts messen? Konzeptionelle Grundlagen für innovationsfeldspezifische Wirkmodelle by Zielinski, Filip ; Mildenberger, Georg ; Rabadjieva, Maria ; Sauerbier, Elisa ; Terstriep, Judith ; Wruk, Dominika underlies the terms of Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0

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Abstract

Die Expertenkommission für Forschung und Entwicklung stellt in ihrem jüngsten Gutachten (EFI, 2024) fest, dass es zur Bewältigung der großen gesellschaftlichen – vielfach ineinander-greifenden – Herausforderungen wie Klimawandel, demographische Alterung oder ungleiche Bildungschancen, sozialer Innovationen bedarf, die Veränderungsprozesse auf individueller und gesellschaftlicher Ebene anstoßen. Im Kontext der missions-orientierten bzw. transfor-mativen Forschungs- und Innovationspolitik (F&I-Politik) kann die Förderung sozialer Innova-tionen und gemeinwohlorientierter Unternehmen – die als Treiber transformativer Wand-lungsprozesse angesehen werden – in diesem Zusammenhang als gezielter Versuch verstan-den werden, diese komplexen Herausforderungen zu adressieren, indem zusätzliche Optionen zu technologieorientierten und marktgetriebenen Lösungsansätzen geschaffen werden. Bis-her mangelt es der F&I-Politik allerdings an zuverlässigen und repräsentativen Daten, die die Entstehung, Verbreitung und Wirkung sozialer Innovationen umfassend abbilden und die als Grundlage für eine evidenzbasierte F&I-Politik dienen könnten, so die EFI (2024). Dies ist nicht zuletzt dem Umstand der Vielzahl variierender Begriffsverständnisse von „sozialen Inno-vationen“ gezollt und der hiermit zusammenhängenden ungelösten Frage, wie ihre Wirkun-gen systematisch und vergleichbar erfasst werden können. Vor diesem Hintergrund wird mit dem vorliegenden Research Paper ein umfassender Ansatz zur Definition und Wirkungsmessung sozialer Innovationen (SI) vorgestellt. Im Fokus steht dabei die Frage, wie soziale Innovationen konzeptionell klar gefasst und wie deren Wirkungen (Outcomes und Impacts) gemessen werden können. Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass die „Intention“ zur Lösung gesellschaftlicher und/oder ökologischer Probleme ein wesentli-ches Unterscheidungsmerkmal dieses Innovationstyps ist. Diese Absicht steht jedoch stets in Wechselwirkung mit den tatsächlichen Effekten – einschließlich unbeabsichtigter und mög-licherweise negativer Wirkungen Zum Begriffsverständnis sozialer Innovationen Die Autor:innen dieses Papers plädieren für einen Begriff von SI der diesen systematisch mit dem allgemeineren Begriff der Innovationen in Beziehung setzt und eindeutig von anderen Innovationstypen unterscheidet. Dies erfolgt anhand einer Neupositionierung sozialer Innova-tionen basierend auf einem breiten Innovationsverständnis, das der Dynamik des Innovati-onsgeschehens und der Vielfalt von Akteuren Rechnung trägt. Der Begriff der SI wird entspre-chend anhand dreier Definitionsrahmen verortet, die (1) nach dem »Was« (Innovationsob-jekt), (2) dem »Warum« (Intention) und dem »Wie« (Partizipationsgrad) von Innovationen fragen. Demnach können Innovationen (1) relativ tangible bzw. intangible Innovationsobjekte betreffen, (2) bestimmte Zielsetzungen verfolgen, darunter soziale, ökologische, ökonomi-sche, kulturelle, und (3) in verschiedenem Maße partizipativ entstehen und gestaltet werden. Von den drei genannten Rahmen erweist sich derjenige der Intentionen, die mit einer Innova-tion verbunden sind, bei allen damit verbundenen Herausforderungen, als am besten geeig-net, um ihn mit der Aufgabe der Wirkungsmessung von SI zu verbinden (—» Abschnitt 1.6). Innovationen wurden demnach als SI klassifiziert, wenn ihnen eine primär soziale und/oder ökologische Intention zugrunde liegt: SI sind Innovationen, die primär von der Intention gelei-tet sind, gesellschaftliche und/oder ökologische Probleme besser zu lösen als etablierte Lö-sungen. Ein solches Verständnis ist gleichermaßen anschlussfähig an den bundesdeutschen politischen als auch den internationalen wissenschaftlichen Diskurs. Wirkungsmessung sozialer Innovation Intentionen im zuvor genannten Sinne entsprechen im Grundsatz der formulierten Wirkungs-absicht, die in der Evaluationsforschung und -praxis vielfach als „Theory of Change“ bezeich-net wird. Von der Intention zu unterscheiden sind die tatsächlichen Wirkungen, die anhand unterschiedlicher Methoden der Evaluation bzw. Wirkungsmessung erhoben werden können (—» Abschnitt 1.11). Von zentraler Bedeutung ist es, dabei nicht nur die positiv bewerteten bzw. die intendierten Wirkungen zu erfassen, sondern ebenso die negativen und die nicht-intendierten Effekte. Als Grundlage für die Wirkungsmessung wird das IOOI-Modell herangezogen und adaptiert. Für die hierbei wichtige Unterscheidung zwischen Outcomes und Impacts werden zwei gän-gige Definitionen diskutiert und daraufhin integriert: Die Differenzierung zwischen räumlich, zeitlich und sozial nahen und entfernten Wirkungen wird auf der Ebene der Outcomes auf-rechterhalten, dient jedoch nicht zur Unterscheidung zwischen Outcomes und Impacts. Im Sinne der Attributionslogik werden Impacts vielmehr als jener Teil der „Outcomes“ verstan-den, der direkt einer SI zugeschrieben werden kann (—» Abschnitt 1.12). D.h., die tatsächli-che Wirkung einer SI (Impact) ergibt sich aus den Outcomes abzüglich der Veränderungen, die auch ohne die Intervention eingetreten wären („Counterfactual“). Das IOOI-Wirkmodell dient zunächst zur Wirkungsmessung einzelner Interventionen, Projekte und Organisationen – das sind im hier interessierenden Fall jene, die eine soziale Innovation verwirklichen („SI-Akteure“). Aus wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Sicht, insbesonde-re auch im Hinblick auf die genannte Evidenzbasierung von F&I-Politik, ist jedoch darüber hinaus auch die Abschätzung der Gesamtwirkungen der Realisierungen einer SI von besonde-rer Bedeutung. Ausgehend von der Annahme, dass es selten die einzelne Innovation ist, die gesellschaftlichen Wandel bedingt, sondern vielmehr Bündel von Innovationen bzw. Akteu-ren, die ähnliche Zielsetzungen verfolgen, haben die Autor:innen den neuartigen Ansatz der „innovationsfeldspezifischen Wirkungsmodellierung“ entwickelt, der über die einzelne Inno-vation hinausgeht und soziale Innovationsfelder in den Blick nimmt (—» Abschnitt 5). Bei der innovationsfeldspezifischen Wirkmodellierung werden die IOOI-Modelle mit kausalen Wir-kungsketten verknüpft und dazugehörigen Indikatoren hinterlegt, die für Akteure im gegebe-nen Innovationsfeld relevant sind. Soziale Innovationsfelder verstehen wir als Gruppen von Organisationen und anderen Akteuren, die SI entwickeln, weiterentwickeln bzw. umsetzen, die sich in Bezug auf wesentliche Merkmale gleichen. Zu diesen Merkmalen zählen die Ähn-lichkeiten in Bezug auf die spezifische Kombination aus Innovationsobjekt und (neuartiger) Problemlösungsintention (—» Abschnitt 1.13). Der innovationsfeldspezifische Ansatz bietet den Vorteil der Möglichkeit einer Teilstandardi-sierung von Wirkungsketten und der ihnen zugrundliegenden Indikatoren, die sich mit indivi-duellen Indikatoren kombinieren lassen. Diese werden ergänzt um Basisindikatoren, die auf alle SI bzw. Felder anwendbar sind. Somit bietet der vorgestellte Ansatz „mittlerer Reichwei-te“ einen pragmatischen Weg, der die Nachteile der One-size-fits-all Standardisierung für alle SI einerseits und der ad-hoc-Entwicklung individueller Modelle für einzelne Akteure anderer-seits sinnvoll ausgleicht. Die innovationsfeldspezifischen Wirkmodelle werden den Besonder-heiten der insgesamt sehr unterschiedlichen SI besser gerecht als ein generelles SI-Modell und bieten dennoch die Vorteile der Standardisierung: SI-Akteure können auf erprobte Mo-delle und Indikatoren zurückgreifen und Benchmarking-Daten nutzen um die eigene Strategie zu optimieren; die SI-Forschung erhält eine zusätzliche Datenbasis, die wiederum auch für evidenzbasierte F&I-Politik relevant ist. Die partizipative Entwicklung der Wirkmodelle und ihrer Indikatoren gemeinsam mit den Praxisakteuren im jeweiligen Feld bildet konsequenter Weise einen zentralen Baustein der innovationsfeldspezifischen Standardisierung. Zusammenfassend bietet dieses Research Paper einen fundierten und differenzierten Ansatz zur Definition und Wirkungsmessung von SI, der sowohl wissenschaftliche als auch praktische Relevanz besitzt. Indem er die sozial-ökologischen Intentionen von Innovationen ernst nimmt, trägt der Ansatz dazu bei, die Potenziale gemeinwohlorientierter Lösungen für aktuelle ge-sellschaftliche Herausforderungen sichtbar zu machen. Durch die Anwendung, Adaption und Neukonfiguration erprobter Verfahren und Erkenntnisse der wissenschaftlichen Wirkungs-messung wird ein valider Rahmen geschaffen, um die tatsächlichen Effekte sozialer Innovati-onen greifbar zu machen. Der vorgeschlagene innovationsfeldspezifische Ansatz hebt die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Praxisakteuren hervor und konzipiert eine zielgerichtete Teilstandardisierung mit Potenzialen für SI-Akteure und Gesellschaft. Daneben bietet der Ansatz wertvolle Impulse für eine evidenzbasierte Politikgestaltung und eine nachhaltige gesellschaftliche Transformation.

Document type: Working paper
Place of Publication: Heidelberg
Date Deposited: 18 Nov 2024 10:13
Date: November 2024
Number of Pages: 80
Faculties / Institutes: The Faculty of Economics and Social Studies > Institute of Sociology
Service facilities > Centrum für Soziale Investitionen und Innovationen (CSI)
DDC-classification: 000 Generalities, Science
060 General organization and museology
300 Social sciences
310 General statistics
320 Political science
330 Economics
350 Public administration
360 "Social services; association"
370 Education
380 Commerce, communications, transport
600 Technology (Applied sciences)
650 Management and auxiliary services
Controlled Keywords: Innovation, Organisation, Wirkung, Politikberatung, sozial, Gesellschaft, Umwelt, Soziologie, Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaft
Uncontrolled Keywords: soziale Innovationen; Evaluation; Wirkungsmessung; Impact
Additional Information: Dieses Arbeitspapier ist das Ergebnis des Arbeitspakets 1.2 – „Erarbeitung Innovationssystematik” und wurde vom CSI in Zusammenarbeit mit den Verbundpartnern IAT und ifm im Rahmen des Projekts „ISI – Impact Soziale Innovation“ erstellt. Das diesem Arbeitspapier zugrundeliegende Vorhaben „ISI – Impact Soziale Innovation“ wurde unter der Fördermaßnahme „INSIGHT – Interdisziplinäre Perspektiven des gesellschaftlichen und technologischen Wandels“ mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 16INS113 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieses Berichts liegt bei den Autor:innen.
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