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Abstract

Der Diskurs um Künstliche Intelligenz ist ein hochgradig relevantes und aktuelles Beispiel für einen Diskurs, in welchem ethische und gesellschaftliche Fragen zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit und somit in der Wissenschaftskommunikation ausgehandelt werden. Diskursstrategische Verfahren wie die Moralisierung werden dabei eingesetzt, um Geltungsansprüche durchzusetzen. Dabei stellt sich die Frage, inwiefern solche diskursstrategischen Verfahren in der Wissenschaftskommunikation eingebracht werden sowie inwiefern der Fachlichkeitsgrad die Häufigkeit der Verwendung sowie die Art und Weise der Versprachlichung dieser beeinflusst. Dies wird in der vorliegenden Arbeit exemplarisch anhand des Diskurses um Künstliche Intelligenz untersucht. Dafür wurden drei Korpora aus den deutschsprachigen Websites Informatik Aktuell, Spektrum.de und ZEIT ONLINE, welche wissenschaftliche Inhalte für ein deutschsprachiges Publikum thematisieren und sich im Fachlichkeitsgrad unterscheiden, für den Zeitraum von 2014 bis 2024 erstellt. In daraus erstellten Subkorpora wurden Moralisierungen ausfindig gemacht und im Hinblick auf die sprachliche Struktur untersucht. Zudem wurden Methoden zur Korpuserstellung und Detektion von Moralisierungen sowie das in der Arbeit verwendete Annotationsmanual von Becker (2023) evaluiert und daraus Empfehlungen zur Verbesserung der Methodiken formuliert. Die Auswertung verdeutlicht, dass mit steigendem Fachlichkeitsgrad die relative Häufigkeit von Moralisierungen stärker variiert und in den Texten abnimmt. Während bei einem hohen Fachlichkeitsgrad die Forderung überwiegend explizit versprachlicht und mit positiven moralischen Werten verknüpft wird, werden bei einem mittleren Fachlichkeitsgrad gleichermaßen positive als auch negative moralische Werte eingebracht. Bei einem niedrigen Fachlichkeitsgrad bleibt die Forderung der Moralisierung eher implizit und es werden überwiegend negative Moralwerte verwendet. Mit sinkender Expertise der Autorinnen und Autoren wird außerdem vermehrt die Meinung von Expertinnen und Experten zitiert.

Translation of abstract (English)

The discourse on artificial intelligence is a highly relevant and topical example of a discourse in which ethical and societal questions are negotiated between science and the public, and thus within science communication. Discourse-strategic procedures, such as moralization, are employed to assert the validity of claims. This raises the question of the extent to which such discourse-strategic procedures are used in science communication and whether and how the degree of professionalism influences the frequency of their use and the way in which they are verbalized. This study examined this issue using the discourse on artificial intelligence as an example. For this purpose, three corpora were created from German-language websites Informatik Aktuell, Spektrum.de, and ZEIT ONLINE, which address scientific content for a German-speaking audience and differ in their level of professionalism, covering the period from 2014 to 2024. Moralizations were identified in the resulting sub-corpora and examined with regard to their linguistic structure. Additionally, methods for corpus creation and detection of moralizations, as well as the annotation manual by Becker (2023), were evaluated and recommendations for improving the methodologies were formulated. The analysis shows that the relative frequency of moralizations varies more strongly and decreases in the texts as the level of professionalism increases. While at a high level of professionalism, demands are predominantly articulated explicitly and linked to positive moral values, at a medium level of professionalism, both positive and negative moral values are introduced equally. At a low level of professionalism, the demand remains more implicit, and predominantly negative moral values are used. Furthermore, with decreasing expertise of the authors, there is an increased citation of experts' opinions.