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Abstract
Diagnose: Der US-amerikanische Philosoph Michael J. Sandel taucht regelmäßig im Diskurs zum Thema der schädigenden Effekte von Märkten auf andere soziale Institutionen innerhalb der Wirtschaftswissenschaften und der Wirtschaftsphilosophie auf. Die Rezeption seines Werkes ist in diesem Zusammenhang jedoch unvollständig, da seine These nicht hinreichend interpretiert wird.
Erkenntnisleitende These: Sandels neuere Werke zur Wirtschaft sind vor allem vor dem Hintergrund seiner Liberalismuskritik zu deuten. Durch eine Relektüre früherer Werke zeigen sich die unterschwelligen theoretischen Annahmen, die in seinen neueren Werken mitschwingen. Dadurch zeigt sich eine bisher nicht gesehene Komponente der Thesen Sandels zur Wirtschaft: Während die Rezeption von Sandels Thesen den Fokus insbesondere auf einen empirisch überprüfbaren Aspekt der Marktmechanismen legt, steht bei ihm viel eher ein staatsbürgerliches Moment im Vordergrund, das er die politische Ökonomie der Bürgergesellschaft nennt.
Projektziel: Durch eine Neuauslegung von Teilen seines Werks soll einerseits die Rezeption Sandels korrigiert werden, andererseits erneut kritisch überprüft werden, ob Sandels Thesen einen aussichtsreichen Beitrag für die Wirtschaftsphilosophie im Allgemeinen und die Frage nach den schädigenden Effekten von Märkten im Speziellen bieten können.
Ergebnisse: Sandels Thesen zur Moralerosion durch Märkte erscheinen durch die Relektüre in einem neuen Licht. Die Aussagen zur These der schädigenden Effekte von Märkten müssen deshalb anders als im aktuellen Diskurs interpretiert werden. Sandel legt den Fokus nicht im Wesentlichen auf einen vermeintlich dysfunktionalen Effekt von Märkten auf andere Institutionen, sondern stellt die Inkompatibilität bestimmter Denkmuster und gesellschaftlicher Ordnungsstrukturen in den Vordergrund. Dabei soll die von ihm diagnostizierte gesellschaftliche Schlagseite hin zur marktwirtschaftlichen Denk- und Organisationsform durch gelebte Demokratie korrigiert werden. Hierbei hebt er primär die im Alltag gelebte Demokratie hervor, die über staatliche Institutionen hinausgeht und im Begriff der Bürgertugend [civic virtue(s)] ihre Ausformulierung findet. Vom Republikanismus beeinflusst schwebt ihm dabei nicht weniger vor als eine am Gemeinwohl orientierte Bürgergesellschaft, die sich durch demokratische Teilhabe in allen Lebensbereichen ausdrückt. Als Beitrag für die Wirtschaftsphilosophie schafft es Sandel somit auf einen Aspekt hinzuweisen, der gegenüber den derzeitigen Wirtschaftswissenschaften eine alternative Art über Wirtschaft zu denken vorschlägt. Als Sensibilisierung zur Kultivierung eines demokratischen Ethos in möglichst vielen Lebensbereichen erfüllt seine Theorie seinen Zweck. Dies gilt auch für den Bereich der Wirtschaft und der Frage nach den negativen Effekten von Märkten auf andere soziale Institutionen. Für die Wirtschaftswissenschaften, die Wirtschaftsphilosophie oder gar die wirtschaftliche Praxis sind ihre Wirkungsmöglichkeiten zwar vorhanden, jedoch begrenzt.
Document type: | Dissertation |
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Supervisor: | Schlaudt, Prof. Dr. Oliver |
Place of Publication: | Heidelberg |
Date of thesis defense: | 10 April 2025 |
Date Deposited: | 04 Sep 2025 06:40 |
Date: | 2025 |
Faculties / Institutes: | Philosophische Fakultät > Philosophisches Seminar |
DDC-classification: | 100 Philosophy 320 Political science 330 Economics |
Controlled Keywords: | Wirtschaftsphilosophie, Liberalismus, Marktwirtschaft, Republikanismus |