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Abstract

Ein großer und weiter wachsender Anteil der Weltbevölkerung ist religionslos. Trotz quantitativer Größe und qualitativer Vielfalt sind nichtreligiöse Gruppen von der Forschung bislang allerdings erst unzureichend in den Blick genommen worden. Gerade die Religionswissenschaft übersieht zumindest in struktureller Hinsicht das halbe Feld und den halben Diskurs, wenn sie nur die positiv religionsbezogenen Phänomene betrachtet. Die vorliegende Dissertation verortet sich in der religionswissenschaftlichen Nichtreligionsforschung und widmet sich der größten atheistischen online community der Welt, dem Onlineforum r/atheism im sozialen Medium Reddit. Das Forschungsdesign orientiert sich dabei am Charakter der dortigen Akteure als selbstreferentiellen und weltanschaulichen Atheistinnen und Atheisten. Entsprechend fragt die Studie schwerpunktmäßig nach den Identitätskonstruktionen in diesem Forum (kollektive Identität, Selbst- und Feinbilder, Othering) sowie nach der dort konstruierten atheistischen Weltanschauung (v. a. in Hinblick auf die Verständnisse von Religion, Nichtreligion und Wissenschaft, sowie auf die Menschen- und Geschichtsbilder). Dies geschieht methodisch mit einer mehrstufigen Qualitativen Inhaltsanalyse. In theoretischer Hinsicht kombiniert die Arbeit den relationalen Ansatz der Nichtreligionsforschung mit einem diskursiven Religionsbegriff. Im Ergebnis konnte erstmals im Detail gezeigt werden, wie online eine imagined atheist community gestiftet wird. Dies geschieht v. a. durch den Charakter des Forums als einer Selbsthilfegruppe sowie durch eine ausgeprägte Dichotomisierung zwischen der atheistischen In-Group und der imaginierten religiösen Out-Group. Darüber hinaus kann festgehalten werden, dass das Forum r/atheism durch einen ausgeprägten Religionsbezug geprägt und Teil des globalen Religionsdiskurses ist. Die Akteure stellen dabei eine charakteristische Fraktion innerhalb des weltweiten Aushandlungsprozesses um Religion dar. Dabei lässt sich das Forum als eine postchristliche Gemeinschaft erkennen, die sich u. a. durch ein aus dem Protestantismus stammendes „fundamentalistisches“ Religionsverständnis auszeichnet. Durch dieses und weitere inhaltliche Merkmale steht die Forumsgemeinschaft in ihrem Mainstream dem sog. Neuen Atheismus nahe, und unterscheidet sich von anderen gegenwärtigen Atheismen.