English Title: Spirit and Creation : A Study of Juergen Moltmanns Pneumatological Doctrine of Creation
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Abstract
Durch den ungeheueren Fortschritt der naturwissenschaftlichen Erkenntnis, der technischen Möglichkeiten der Weltbeherrschung und die radikale Veränderung des Wirklichkeitsverständnisses im Prozess der Säkularisierung seit der Neuzeit ist die Rede vom Wirken Gottes in der Schöpfung immer schwieriger geworden.Jürgen Moltmann bietet eine Diagnose neuzeitlicher Denkmodelle des Verhältnisses von Gott und Welt und des Wirkens Gottes in der Welt. Die im neuzeitlichen Deismus gebräuchliche Metapher von der Welt als automatischer „Weltmaschine“ zeigt besonders deutlich, wie der Naturprozess als durch das immanente Prinzip der Kausalität determiniert gedacht wurde und wird. In diesem Verständnis von Welt und Natur liegt strukturell eine Tendenz zum Atheismus, weil diese deistische Welt selbstständig funktionieren kann und eine Interventionen Gottes in den Naturprozess geradezu ausschließt. Als Reaktion auf diese Situation versuchte der Kreationismus, mit wissenschaftlichen Hilfsmitteln und Methoden eine biblizistische Kosmologie nämlich den biblischen Schöpfungsbericht im rein wörtlichen Sinn ohne Berücksichtigung historisch-kritischer Forschungsergebnisse zu apologisieren, konnte damit aber den wissenschaftlich aufgeklärten Verstand kaum überzeugen. Dagegen zielte die Strategie der akademischen Theologie darauf, Gott in einem Bereich zu verorten, den die Wissenschaften – besonders die Naturwissenschaften – noch nicht erklären konnten. Diese Konfrontation dominiert im Verhältnis zwischen Theologie und Naturwissenschaften seit den Auseinandersetzungen um das heliozentrische Weltsystem im 17. Jahrhundert und um die Evolutionstheorie im 19. Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert. In dieser Konfrontation erfolgte der theologische Rückzug aus der Kosmologie in den personalen, existenziellen Schöpfungsglauben, anschließend in die Geschichte und schließlich in das Gefühl und in die Existenzphilosophie. Indem jedoch die Theologie auf eine eigene Kosmologie verzichtete und die Natur den Naturwissenschaften übergab, wurde ihr eigener Raum umso enger, je mehr die Naturwissenschaften ihre Erkenntnis erweiterten. Vor diesem Hintergrund und in Reaktion auf die skizzierten Aporien stellt Jürgen Moltmann in seiner Schöpfungstheologie die komplexe, nicht nur naturwissenschaftlich zu begreifende Wirklichkeit der Schöpfung und die Lebendigkeit Gottes in seinem Wirken in der Schöpfung dadurch heraus, dass er das Wirken des Geistes Gottes in der Schöpfung entfaltet. Um Gottes Wirken in und mit der Schöpfung zu erklären, interpretiert er die Gegenwart Gottes und sein Wirken in der Schöpfung pneumatologisch. Indem er die Schöpfung als das Wunder der Daseins von der Natur unterscheidet und Schöpfung als Prozess auf das Reich Gottes hin erfasst, eröffnet er eine Möglichkeit, den Naturprozess in den umfassenden Schöpfungsprozess zu integrieren. In Bezug auf die Naturerkenntnis schlägt er eine Theologie der Natur vor, welche die Natur als Schöpfung Gottes im messianischen Licht erkennt und dadurch die Grenzen naturwissenschaftlicher Erkenntnis mitbedenkt. Moltmann versucht so, im Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaften und durch eine theologische Neuinterpretation des naturwissenschaftlichen Wirklichkeitsverständnisses erneut eine theologische Kosmologie zu entwickeln.
Document type: | Dissertation |
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Supervisor: | Welker, Prof. Dr. Michael |
Date of thesis defense: | 29 October 2003 |
Date Deposited: | 26 Nov 2003 10:44 |
Date: | 2003 |
Faculties / Institutes: | Theologische Fakultät > Theologisches Seminar |
DDC-classification: | 200 Religion |
Controlled Keywords: | Schöpfungslehre |