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Früher Backsteinbau in Dänemark. Eine ikonologische Untersuchung

Meißner, Katja

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Abstract

Die Kunst des Backsteinbaus war während der Antike im gesamten Römischen Reich weit verbreitet, doch mit dem Rückzug der Römer im 5. Jh. verschwand auch diese Bautechnik wieder aus den Regionen nördlich der Alpen. Erst Mitte des 12. Jh. kam es von Oberitalien bis Dänemark zu einer geradezu schlagartigen Wiederbelebung des Backsteinbaus. Von den ersten Zentren breitete sich die neue Bautechnik innerhalb weniger Jahrzehnte aus, bis sie schließlich Mitte des 14. Jh. in vielen Regionen den traditionellen Werksteinbau nahezu von der Bildfläche verdrängte. Die höchste Dichte an Backsteinbauten ist hierbei in Nordostdeutschland und Dänemark zu beobachten. Auffallend an den frühen Bauten des 12. Jh. sind vor allem zwei Dinge: Anstelle des römischen Flachziegels wurden nun einheitlich große, in Formen gestrichene Steine verwendet, zudem waren die Bauten in ihrer Mehrheit backsteinsichtig konzipiert und von Anfang an in höchster Qualität ausgeführt – ein Phänomen, das die Forschung nun schon seit mehr als 150 Jahren beschäftigt. Da es sich bei den ersten Backsteinbauten in Nordeuropa vor allem um bischöfliche bzw. königliche Großbauten handelte, werden die treibenden Kräfte bei der Einführung des Backsteinbaus sicher zu Recht im Kreis der Herrschenden vermutet. Über die Gründe, die hinter diesem scheinbar plötzlichen Materialwechsel lagen, scheiden sich in der Forschung jedoch die Geister. Die in der Backsteinforschung weit verbreitete Annahme, dass das neue Baumaterial in erster Linie als kostengünstiges Surrogat in natursteinarmen Regionen diente, scheint im Angesicht der oft ausgesprochen repräsentativen Auftragsbauten wenig überzeugend. Aus diesem Grund bildet die Frage, warum die traditionelle Bauweise so plötzlich von einer neuen abgelöst wurde, den Ausgangspunkt für die vorliegende Arbeit. Gegenstand der Arbeit sind die frühen Backsteinkirchen Dänemarks. Untersucht wurden sechs Kirchen, die alle in den Jahren 1160–1225 errichtet wurden und sich auf der Insel Seeland (dem dänischen Machtzentrum im 12. Jahrhundert) befinden. Diese Kirchen sind typologisch vollkommen verschieden, aber sowohl durch das gemeinsame Material Backstein miteinander verbunden als auch durch die Gruppe der Auftraggeber, die alle aus dem engeren Umfeld des dänischen Königs Valdemar I. (1157–1182) sowie seiner Söhne Knud VI. (1182–1202) und Valdemar II. (1202–1241) stammen. Wie der Titel Früher Backsteinbau in Dänemark – eine ikonologische Untersuchung ankündigt, sollte der Blick in der vorliegenden Arbeit über rein baugeschichtliche, stilistische und typologische Betrachtungen hinausgehen und auf den historischen Kontext gelenkt werden, innerhalb dessen die frühe Backsteinarchitektur entstehen konnte. Den Rahmen der Untersuchungen bildeten deswegen immer die Fragen nach den Bauherren, den politischen Zusammenhängen, in denen gebaut wurde sowie nach den Vorbildern, die man rezipierte. Darüber hinaus lag der Fokus auch auf den materialikonologischen Aspekten des Materials Backstein. In der vorliegenden Untersuchung konnte gezeigt werden, dass der Backstein in den ersten Jahrzehnten nach seiner Einführung einer wohlhabenden Oberschicht vorbehalten war. Diese Bauherren begriffen das neue Material sowohl in materialtechnischer als auch in ästhetischer Hinsicht als kostbare Alternative zum traditionellen Werkstein. Die überwiegende Verwendung des Backsteins an repräsentativen Bauwerken macht zudem deutlich, dass dem Material selbst eine repräsentative Funktion zukam. Die Einführung des Backsteinbaus in Dänemark fällt in eine Zeit, in der sich Dänemark zur Großmacht im Ostseeraum erhob und die dänischen Herrscher um ihre Unabhängigkeit vom deutschen Kaiserreich kämpften. Das wachsende dänische Selbstbewusstsein fand in dieser Zeit nicht nur auf politischer, sondern u.a. auch auf literarischer und architektonischer Ebene seinen Ausdruck. Mit den zahlreichen Backsteinbauten des 12. Jh. erhielt das junge Königtum nicht nur eine außerordentlich repräsentative Architektur, sondern zudem auch Bauwerke, die sich durch ihr Material auf den ersten Blick von denen des mächtigen Kaiserreiches abhoben. Die auffallend häufige Verwendung von Backstein als Material für repräsentative Bauwerke des dänischen Königsreiches, lässt sich vor diesem Hintergrund ohne weiteres als ein Akt der vielschichtigen dänischen Selbstinszenierung deuten, wie die vorliegende Arbeit es exemplarisch für die Backsteinkirchen Seelands nachweisen konnte.

Translation of abstract (English)

Early brick buildings in Denmark. An iconological investigation. The tradition of brick building was widespread throughout the Roman Empire. But with the retreat of the Romans even the technology of brick-making disappeared from the regions north of the Alps. First in the 12th century brick-making almost suddenly re-emerged from northern Italy to Denmark. The new technology spread rapidly from the first centres of brick building, and in the mid 14th century in many regions the traditional stone architecture was nearly ousted from the scene. The highest density of brick buildings can be observed in north-eastern Germany and Denmark. The first brick architecture in Northern Europe was mostly built on instruction by episcopal or royal clients, and it is quite obvious, that the driving forces behind the introduction of the brick building must be searched within the circles of power. But until today, there is no agreement about the reasons behind this sudden change of building material. The common assumption, that the new material was primarily used as a cheap substitute in regions without natural stone, does not seem very convincing, in the face of the often highly representative brick buildings. The question why the traditional material was so abruptly replaced by a new material is therefore one of the important starting points for the present investigation. The subject of the investigation is the early brick architecture in Denmark. Six churches were selected for the analysis. They were all built between 1160 and 1225 and are located on the island of Zealand, the Danish centre of power in the 12th century. These churches are typologically quite different, but they are connected by both the brick material and the group of clients, which were all men of power at the Danish court of King Valdemar (1157-1182) and his sons Knud VI (1182-1202) and Valdemar II (1202-1241). As the subtitle of the work, “An iconological investigation”, already indicates, the studies are not only focused on construction history, stylistic influences or typological considerations. A main focus lies on the historical context within which the early brick architecture could arise. The following questions were therefore the scope of the investigation: Who was the builder? Within which political context was the structure built? Which architectural models inspired them and why? Beyond this, a special focus was laid on the brick material and its functions as a symbol of power. The investigation showed that brick, in the first decades after its introduction, was reserved for a wealthy upper class, who was appreciating the new material as a precious alternative, both from the technical and aesthetic point of view. In addition, its main use for representative buildings shows, that the material itself was assigned a representative function. The introduction of brick building in Denmark happened at a time, when the Danish kingdom rose to great power in the Baltic region, and the Danish rulers fought for their independence from the German Empire. The growing Danish self-confidence found its expression not only in the politics, but among other things also in literature and architecture. With its numerous brick buildings the young kingship received not only an exceptionally representative architecture but moreover also buildings which by their material at first sight stood out from those of the mighty German Empire. In this context it is therefore entirely conceivable, that the choice of the new brick material was part of the multi-layered Danish self-presentation.

Document type: Master's thesis
Date: 2007
Version: Primary publication
Date Deposited: 12 Oct 2012 17:13
Faculties / Institutes: University, Fakulty, Institute > Hamburg, Universität, Kunstgeschichtliches Seminar
DDC-classification: Architecture
Controlled Keywords: Dänemark, Backsteinbau, Backsteinkirche, Architektur, Herrscher, Ikonologie, Geschichte 1160-1225
Uncontrolled Keywords: Dänemark, Ostseeraum, Backsteinbau, Backsteinkirche, Ikonologie, Herrschaftsrepräsentation, Ziegelherstellung, Romanik, Gotik , Denmark, Baltic Sea Region, brick building, brick churches, iconology, representation of power, brickmaking, history of architecture 1160-1225
Subject (classification): Architecture
Countries/Regions: Northern Europe