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Hans Krumppers Kuppelprojekt für den Freisinger Dom und die venezianischen Wurzeln der Münchner Architektur um 1600

Jahn, Peter Heinrich

In: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge Bd. 53 (2002), pp. 175-222

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Abstract

In einem ersten Teil der Studie wird ein seit längerem bekannter, jedoch bislang falsch identifizierter Architekturentwurf des Münchner Hofkünstlers Hans Krumpper (um 1570-1634) als aufwendiges, um 1620 datierbares Umbauprojekt für die damals noch mittelalterlich geprägte Domkirche in Freising erkannt, dessen Ausführung in dieser Form unterblieben war. Der Vergleich mit dem realisierten Umbau, der dadurch erschwert wird, dass das Innere des Langhauses im 18. Jahrhundert durch die Brüder Asam überformt wurde, lässt eine Planungsentwicklung ersichtlich werden. Die in dem Projekt vorgestellte Bauidee, das Presbyterium mit einer Tambourkuppel zu überwölben, gibt in einem zweiten Teil Anlass, nach der Herkunft des im architektonischen Werk von Krumpper mehrfach beobachtbaren Chortypus (u. a. Stadtpfarrkirche Weilheim i. OB, ehem. Paulanerkirche München-Au) zu fragen. Die Suche führt nach Venedig, wo die Gepflogenheit, das Presbyterium durch eine Kuppel auszuzeichnen, eine lange Tradition besitzt. Zur Erklärung dieses Rezeptionsvorganges holt die Studie weit aus und weist erstmalig nach, wie sehr die Bauformen Venedigs und der Terra ferma bereits die Planung der Münchner Jesuitenkirche St. Michael bestimmten. Jenes entwicklungsgeschichtlich bedeutsame Bauwerk wird daher vornehmlich Krumppers Schwiegervater Friedrich Sustris, gen. Padovano (um 1540-1599), zugeschrieben, welcher vor seiner Anstellung als Münchner Hofkünstler lange Zeit im Veneto gelebt hatte. Ebenso ist die Baukunst Hans Krumppers in breitem Maße von der Rezeption persönlich studierter Bauwerke der Lagunenstadt und des Veneto geprägt, wobei insbesondere die venezianische Wallfahrtskirche S. Maria dei Miracoli einen prägenden Eindruck hinterlassen haben muss. Deren Raumgestalt scheint nicht nur in der Weilheimer Stadtpfarrkirche auf, sondern beeinflusste auf die Chorkonzeption beschränkt auch die Entwürfe für die Münchner Paulanerkirche sowie das für den Freisinger Dom gedachte Umbauprojekt. Neben dem auf der Basis von Vergleichen ermittelten Vorbildcharakter bestehender Bauwerke wird ebenso die Rolle von in Venedig erschienenen Musterbüchern (Serlio, Palladio, Scamozzi) berücksichtigt. Der für die Weilheimer Stadtpfarrkirche eruierte Formbefund hat im Nachgang durch eine Bauforschungskampagne seine Bestätigung erhalten, indem die für die Chorkuppel angewandte Bautechnik ebenfalls in S. Maria dei Miracoli zu Venedig eine Entsprechung findet: vgl. Christian Kayser/Rainer Barthel/Helmut Maus, Die Chorkuppel der Stadtpfarrkirche »Mariae Himmelfahrt« in Weilheim. Geschichte, Konstruktion, Bedeutung, in: architectura 36 (2006), S. 183-198. Hinsichtlich einer weiteren Aktualisierung bleibt noch zu bemerken, dass eine Feststellung sich inzwischen als Irrtum erwiesen hat, und zwar diejenige auf S. 187 f. betreffend die von Friedrich Sustris in dem ihm zuschreibbaren Längsschnitt der Münchner Michaelskirche projektierte Kuppelvierung (Abb. 6). Die darin nackt belassene Kuppelschale wird aufgrund dieser Ästhetik von Palladios Kuppelbauten der venezianischen Kirchen S. Giorgio Maggiore und Il Redentore hergeleitet, dies in Unkenntnis eines kurze Zeit nach Veröffentlichung des vorliegenden Beitrags auf dem Kunstmarkt aufgetauchten und schließlich 2004 von der Staatlichen Graphischen Sammlung München angekauften Detailentwurfs (Inv.Nr. F 22), welcher eine auch die Kuppelschale überziehende Stuckdekoration für die projektierte Kuppelvierung zeigt (siehe: Rainer Schuster, Friedrich Sustris: Kuppelprojekt für St. Michael, in: Thea Vigneau-Wilberg (Hg.), In Europa zu Hause – Niederländer in München um 1600. Katalog zur Ausstellung der Staatlichen Graphischen Sammlung München, Neue Pinakothek, 12. Oktober 2005–8. Januar 2006, München 2005, S. 327-329). Der besagte Längsschnitt widmet sich also allein der architektonischen Struktur ohne etwas über die Möglichkeit einer Stuckdekoration und etwaige damit verwobene architektonische Binnengliederungen aussagen zu wollen.

Document type: Article
Version: Secondary publication
Date Deposited: 14 Apr 2015 14:33
Faculties / Institutes: Research Project, Working Group > Individuals
DDC-classification: Architecture
Controlled Keywords: Krumpper, Hans, Dom Freising, Kuppel, Projekt, Venedig, München, Architektur, Geschichte 1600
Subject (classification): Architecture
Artists, Architects
Countries/Regions: Germany, Switzerland, Austria
Italy