Chemistry of Desire - The Neo-Anatomy of the Female Body in Pablo Picasso’s Work

Picassos Verhältnis zu Frauen ist von extremer Ambivalenz und Kontroversen geprägt. Dies zeigt sich sowohl in seinen zahlreichen Liebesbeziehungen als auch in seinem primitiv-dekorativen künstlerischen Habitus, der sich besonders in der Darstellung weiblicher Aktmodelle ausdrückt. Im Vergleich zu seinem Zeitgenossen Salvador Dalí, der seine surrealistischen Werke offen auf sexualisierte und symbolische Themen ausrichtete und dabei direkt auf Freud Bezug nahm, fällt bei Picasso auf, dass sexuelle Begierde in der reduzierten Titelgebung sowie in der fremdartigen, analytischen Ästhetik des Kubismus und anderer stilistischer Phasen des Expressionismus und Surrealismus nicht freudianisch wirkt. Die Umgliederung, Vereinfachung und Verfremdung der Körper seiner Modelle verdecken einerseits das Erotische zugunsten einer formalen, strukturellen Auseinandersetzung. Andererseits könnte es sich um eine Art „Neo-Anatomie der Begierde“ handeln.